DWS, Union Investment, Allianz und Deka sind die vier größten Fondsgesellschaften in Deutschland. Insgesamt verwalteten diese vier Gesellschaften allein in Publikumsfonds ein Anlagevermögen von 713 Milliarden Euro. Laut einer Statistik für das Jahr 2020 war die DWS Spitzenreiter mit 268,2 Mrd. Euro, gefolgt von Union Investment mit 159, der Allianz Asset Management Gruppe mit 151,7 und der DekaBank Gruppe mit 134,4 Mrd. Euro.
Wir haben daher die Fonds, die auf den Webseiten dieser vier Anbieter gelistet sind (Allianz, Deka, DWS, Union Investment), ausgewählt. Zusätzlich wurden Nachhaltigkeitsfonds, die entweder mit einem FNG-Siegel ausgezeichnet oder in der Datenbank „Lipper for Investment Management“ als ethical gekennzeichnet („ESG-Fonds“) wurden, analysiert. Wir haben außerdem eine Reihe von ETFs einbezogen, z.B. die ETF- und Indexfondspalette von iShares (BlackRock). Für diese Fonds rufen wir die Portfolio-Daten aus Lipper for Investment Management ab, soweit verfügbar.
Zwei Einschränkungen bei der Auswahl der Fonds haben wir im April 2020 eingeführt: Zum einen werden Fonds nur dann in die Datenbank überführt, wenn die abrufbaren Portfolios nicht älter als zwei Jahre sind. Zum anderen haben wir nur diejenigen Fonds in die Datenbank aufgenommen, deren Anteil an Aktien oder Anleihen (Bonds) über 20% beträgt. Das bedeutet, dass zum Beispiel Dachfonds, die wiederum nur in andere Fonds investieren, nicht in der Datenbank enthalten sind. Der Grund hierfür ist, dass wir derzeit nur Aktien und Anleihen der Portfolios kontroversen Unternehmen zuordnen und somit auswerten können. Ein sehr geringer Anteil an Aktien und Anleihen innerhalb eines Fondsportfolios würde demnach zu einer verfälschenden Darstellung einer geringen „Belastung“ eines Fonds führen.
Die Bewertung der Portfolios wird wie folgt durchgeführt:
Die Portfolios werden nach Aktienbeteiligungen und Anleihenbesitz an Unternehmen, die gegen ESG-Kriterien verstoßen, untersucht.
Dazu haben wir folgende Kriterien herangezogen: Verletzung bzw. nicht ausreichende Beachtung von Arbeits- und Menschenrechten, Umweltzerstörung, Verschärfung des Klimawandels (insb. Erzeuger fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas), Rüstungsproduktion und Beteiligungen an Rüstungsexporten, Verstrickungen in Korruption oder andere Finanzdelikte (insb. Geldwäsche) sowie andere Verstöße (insb. mangelnde Produktsicherheit). Auf Basis dieser Kriterien haben wir unsere Datenbank kontroverser Unternehmen erstellt. Aktuell umfasst diese rund 1.100 Unternehmen. Das Vorgehen zur Auswahl der kontroversen Unternehmen ist unter Quellen beschrieben.
Diese Unternehmensdatenbank wird in unserer Fondsdatenbank mit den Portfolios aller ausgewählten rund 2.200 Fonds verknüpft. Daraus ergibt sich je nach Fonds eine entsprechende Gesamthöhe kontroverser Unternehmensbeteiligungen. Diese Gesamthöhe entspricht dabei der Summe der einzelnen Gewichtungen der kontroversen Unternehmen im Portfolio des Fonds (Höhe der investierten Summe in das jeweilige Unternehmen / Gesamtvolumen des Fonds). Im Frühjahr 2022 haben wir die verschiedenen Anteilsklassen der Fonds unter der Hauptanteilsklasse zusammengefasst.
Dieses Portal zeigt ausschließlich an, ob und welche kontroversen Unternehmen in den Portfolios der Fonds enthalten sind. Wir haben keine Einschätzung weiterer Informationen vorgenommen. Demnach berücksichtigen wir weder die finanzielle Entwicklung der Fonds; weder beispielsweise eine Positiv-Bewertung von Unternehmen wegen eines ausgeglichenen Vorstands oder der Verankerung von Nachhaltigkeitsthemen beim CEO; weder beispielsweise die Berichterstattung der Unternehmen oder der Fonds; noch die Stimmrechtsausübung oder das Engagement der KVG oder des Fondsmanagements.
Die Auswahl der kontroversen Unternehmen beruht auf Bewertungen von acht sowohl eigenen als auch externen Analysen:
- Die Global Coal Exit-List (GCEL) ist eine von urgewald zur Verfügung gestellte Datenbank, die Informationen zu über 1.000 Unternehmen und ihren über 1.800 Tochtergesellschaften entlang der Wertschöpfungskette von Kohle umfasst: nicht nur der Kohleabbau oder die Kohleverstromung sind berücksichtigt, sondern auch Kohletransport- und Logistikunternehmen, Kohleanlagenherstellern, Anbietern von EPC-Dienstleistungen (EPC: Engineering, Procurement (Beschaffung) and Construction) für die Kohleindustrie, Kohlevergasern usw. Die Unternehmen auf dieser Liste repräsentieren 90% der weltweiten Kohleförderung. Sämtliche börsennotierte Unternehmen wurden in die Faire Fonds-Datenbank übernommen. (Stand: November 2022)
- Die Global Oil & Gas Exit List“ (GOGEL) ist das Pendant von urgewald zur GCEL: in dieser Liste sind nahezu alle Öl- und Gasunternehmen aus dem upstream-Bereich, sprich der Exploration oder der Förderung von Öl und Gas als fossilen Energiequellen enthalten. Außerdem deckt die GOGEL die Unternehmen aus dem Midstream-Bereich ab, die weitere Infrastruktur wie Pipelines oder Terminals planen. Zudem werden die Expansionsabsichten der Unternehmen berücksichtigt. GOGEL beinhaltet detaillierte Informationen zu 887 Unternehmen, von denen alle börsennotierten in der Faire Fonds-Datenbank enthalten sind. (Stand: November 2022)
- Climate Action 100+: Die Investoren-Initiative Climate Action 100+ versucht sicherzustellen, dass die weltweit größten Treibhausgasemittenten notwendige Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen. Mehr als 700 Investoren mit über 68 Billionen Dollar an Vermögenswerten halten Unternehmen dazu an, Emissionen zu reduzieren, ihre Unternehmensführung zu verbessern und die Verwendung klimabezogener Finanzinformationen voranzubringen. Climate Action 100+ konzentriert sich auf Unternehmen, die den Übergang zu einer weltweiten Netto-Null-Emissionen-Strategie maßgeblich vorantreiben. Zusammen sind die 166 ausgewählten Unternehmen für über 80 Prozent der industriellen Treibhausgasemissionen von Unternehmen verantwortlich und tragen deshalb maßgeblich zum Klimawandel bei. Für unsere Datenbank haben wir alle Unternehmen übernommen, außer denen, deren kurzfristige Ziele zur Emissionsreduktion mit dem Pariser Klimaziel in Einklang stehen. (Stand: November 2022)
- Der Plastic Waste Makers-Index von der australischen Minderoo Foundation identifiziert die Unternehmen, die aus fossilen Brennstoffen die fünf primären Polymere herstellen, die weltweit den größten Teil des Einweg-Plastikabfalls verursachen („Hersteller neuer Einweg-Polymere“). Der Index bewertet auch, welche Unternehmen effektive Maßnahmen ergreifen, um eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe zu schaffen. Die Faire Fonds-Datenbank beinhaltet die 50 Unternehmen von der Liste, die für am meisten Plastikmüll verantwortlich sind, da sie zusammen über 50% der weltweiten Einweg-Polymere herstellen. (Stand: November 2022)
- Die Corporate Human Rights Benchmark (CHRB) 2022 analysiert öffentlich zugängliche Informationen zu Themen wie Zwangsarbeit, Schutz von Menschenrechtsaktivisten und existenzsichernden Löhnen. Mit diesen Informationen bewerten sie, ob und wie Unternehmen die UN-Leitsätze für Unternehmen und Menschenrechte sowie zusätzliche Standards und Leitlinien, die sich auf bestimmte Branchen und spezifische Themen konzentrieren, umsetzen. Die Auswahl der für die CHRB 2022 analysierten rund 66 börsennotierten Unternehmen aus den Branchen Automobile, Agrarprodukte und Informations-/Kommunikationstechnik erfolgt anhand deren Größe (Marktkapitalisierung), Umsatz sowie geographischem und branchenspezifischem Gleichgewicht. Für die Faire Fonds-Datenbank wurden diejenigen Unternehmen ausgewählt, die laut dieser Quelle auf Vorwürfe der Missachtung von Menschenrechten nicht angemessen reagiert haben. Wir ziehen dafür die Bewertung der Unternehmen in Bezug auf den Indikator E.3 heran. (Stand: November 2023)
- Das Stockholmer internationale Friedensforschungsinstitut SIPRI veröffentlicht weiterhin eine Liste der 100 größten Rüstungsproduzenten und Militärdienstleister. Diese Liste basiert auf den Informationen der SIPRI Waffenindustrie Datenbank, welche staatliche und private Rüstungsunternehmen beinhaltet, aber militärische Forschung in akademischen Institutionen und Wartung- und Produktionsabteilungen der Streitkräfte außen vorlässt. Sofern die größten 50 Unternehmen dieser Liste börsennotiert sind, sind sie hier berücksichtigt. (Stand: Februar 2023)
- Die Exit Arms-Liste (2023) ist eine eigens recherchierte Datenbank von Facing Finance. Die Blacklist Arms Exports listet 107 Unternehmen auf, die zwischen 2015 und 2020 direkt, über Tochtergesellschaften oder über Joint Ventures an Rüstungsexporten in Konflikt- und Kriegsgebiete (definiert laut Heidelberger Institut für internationale Konfliktforschung) beteiligt waren. Unternehmen, die zwischen 2015 und 2020 Verträge zu Rüstungsexporten in Konflikt- und Kriegsgebiete abgeschlossen haben, sind ebenfalls erfasst, auch wenn die entsprechenden Waffen noch nicht geliefert wurden. Die Mitverantwortung der aufgelisteten Unternehmen umfasst das Produzieren, Reparieren, Modernisieren, Überholen, Designen und Liefern von Waffen sowie die Zulieferung von Dual-Use Produkten (Produkte die sowohl für zivilen als auch militärische Zwecke genutzt werden können) und die Lizenzvergabe zur Rüstungsproduktion vor Ort in Konflikt- und Kriegsgebieten. Aus dieser Liste wurden alle Unternehmen in die Faire Fonds-Datenbank übernommen.
- Die Ausschlussliste des Norwegischen Pensionsfonds: Der größte staatliche Pensionsfonds der Welt schließt aufgrund der Empfehlung eines Ethikrates Unternehmen aus oder stellt sie unter Beobachtung, wenn diese bestimmten sozialen oder ökologischen Kriterien nicht entsprechen. Diese Kriterien fassen sich zu 9 Themengebieten zusammen, auf welche der Ethikrat achtet: Kinderrechte, Klimawandel, Wassermanagement, Menschenrechte, Steuern und Transparenz, Anti-Korruption, Nachhaltigkeit der Ozeane, Biodiversität und Ökosysteme und Management von menschlichem Kapital (genauere Informationen zu den Kriterien gibt es hier). In unsere Datenbank haben wir alle 162 Unternehmen aufgenommen, die vom Norwegischen Pensionsfonds ausgeschlossen wurden. (Stand: November 2022)
Die Portfolios der Investmentfonds, also in welche Unternehmen ein Fonds investiert hat, wurden über die Datenbank Lipper for Investment Management (Refinitiv Eikon, ehemals Thomson Reuters Eikon) abgerufen (Stand: April 2022). Für die Datenbank wurden lediglich diejenigen Fonds aus der Vorauswahl herangezogen, deren Portfolios ab dem 31.12.2020 oder später verfügbar waren, um die Ergebnisse möglichst aktuell zu halten. Da bisher keine Fonds innerhalb eines Fonds (z.B. Dachfonds) ausgewertet werden können, wurden darüber hinaus Fonds, deren Aktien- und Anleihenanteil innerhalb der Portfolios unter 20% beträgt, nicht in die Datenbank überführt.
Im Frühjahr 2022 haben wir bei den Fonds einige Informationen hinzugefügt, die inzwischen ebenfalls in Lipper for Investment Management abrufbar sind. Dies sind Angaben zur Klassifizierung nach Artikel 6, 8 oder 9 der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR), die Einordnung als „ESG-Fonds“, der Typ des Fonds (Aktien-, Anleihen- oder Mischfonds) sowie das Gesamtvolumen des Fonds (in EUR). Auch die Zuordnung der Haupt- und der Nebenanteilsklassen der Fonds beruht auf Lipper.
