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Wo stehen die 4 großen deutschen Vermögensverwalter in Sachen fossile Richtlinien und Investitionen in Kohle-, Öl- und Gasunternehmen? Zum Jahresende und kurz vor „Level 2“ der SFDR haben wir uns das genauer angeschaut. Ganz oben dabei: TotalEnergies.
DWS:
- Mitglied in der Net Zero Asset Managers initiative (NZAM)[1]
- aber: Investiert in Unternehmen, die im Kohle-, Öl- und Gasbereich immer noch expandieren
- hat für das Gros ihrer Fonds keine Ausschlusskriterien für fossile Unternehmen[2]
- sogar bei Nachhaltigkeitsfonds gilt: Ausschluss von Kohlebergbau und -verstromung erst ab 25% Umsatz; kein Ausschluss von Expansionisten[3], kein Ausschluss von Öl und Gas[4]
- fordert im Dialog mit den Unternehmen keine absolute Reduktion von CO2-Emissionen[5]
Beteiligungen von DWS-Fonds an Kohle-, Öl- und Gasunternehmen, in Mio. EUR, Summen aus allen Fonds aufaddiert (Faire Fonds Update November 2022)
Art | Anzahl der Fonds | Volumen sämtlicher Fonds | Beteiligungen an GCEL-Unternehmen | Beteiligungen an GOGEL-Unternehmen |
ESG-Fonds | 202 | 153.386,19 | 2.722,23 | 8.261,83 |
Herkömmliche Fonds | 153 | 93.640,12 | 2.378,71 | 5.940,39 |
in Mio. EUR, Summen aus allen Fonds aufaddiert (Faire Fonds Update November 2022)
Kohleunternehmen in herkömmlichen Fonds | Kohleunternehmen in ESG-Fonds | Öl- und Gasunternehmen in herkömmlichen Fonds | Öl- und Gasunternehmen in ESG Fonds | ||||
Enel SpA | 80 | Enel SpA | 53 | E.ON SE | 78 | E.ON SE | 57 |
Berkshire Hathaway Energy Co | 38 | Berkshire Hathaway Energy Co | 17 | TotalEnergies SE | 78 | TotalEnergies SE | 48 |
RWE AG | 35 | Air Products and Chemicals Inc | 14 | Eni SpA | 53 | National Grid plc | 31 |
Air Products and Chemicals Inc | 30 | RWE AG | 14 | National Grid plc | 46 | Eni SpA | 27 |
The Southern Company | 24 | Itochu Corp | 12 | Schlumberger Ltd. | 44 | Engie SA | 26 |
Name des Unternehmens und Anzahl der beinhaltenden Fonds der DWS (Faire Fonds Update November 2022); Erläuterungen zu den Unternehmen finden sich hier.
Die Tochterfirma der Deutschen Bank steht derzeit im Scheinwerferlicht: Ihre ehemalige Nachhaltigkeitschefin Desirée Fixler hatte schwere Vorwürfe erhoben, weil die nachhaltigen Fonds der DWS nicht so nachhaltig gewesen sein sollen, wie behauptet wurde. Im Juni 2022 wurden außerdem die Räume der DWS in Frankfurt untersucht. Es besteht der Verdacht auf Prospektbetrug[6].
Ohne diesen Untersuchungen vorzugreifen: Die Richtlinien der DWS sind extrem intransparent. Auf ihrer Webseite gibt die DWS kein klares Statement gegen fossile Unternehmen ab[7]. Nicht einmal in den Verkaufsprospekten der Fonds wird aus den Formulierungen zu 100% deutlich, ob Kohle und Kohleverstromung nun ausgeschlossen sind oder nicht. Nur bei sog. ESG-Fonds wird eine Umsatzschwelle von 25% angesetzt. Ausschlüsse von Expansionisten oder Öl- und Gasunternehmen fehlen ganz. Investitionen in die drei Öl-Riesen TotalEnergies, Shell und ExxonMobil (78, 40 bzw. 26 Fonds der DWS mit Investitionen in diesen Unternehmen) sind klimapolitisch eine Katastrophe. Die drei Unternehmen wollen in den nächsten 1 bis 7 Jahren neue Öl- und Gasressourcen von insgesamt mehr als 15.000 mmboe abbauen. Außerdem haben sie zwischen 2019 und 2021 jedes Jahr im Durchschnitt zusammengerechnet 4,8 Milliarden USD für die Erkundung weiterer Ressourcen ausgegeben. Von einer Transformation dieser Unternehmen kann also keine Rede sein! Die DWS muss sich mindestens klar dazu bekennen, von diesen Unternehmen keine neuen Aktien und Anleihen mehr zu übernehmen.
Die DWS muss:
- eine Kohlerichtlinie einsetzen, nach der Expansionisten ab sofort ausgeschlossen sind und ggf. sofort verkauft werden
- bis 2030 in EU und OECD-Ländern aus der Kohle aussteigen, weltweit bis 2040
- eine Richtlinie für Öl und Gas einsetzen, nach der ab sofort keine neuen Investitionen mehr in Expansionisten erfolgen dürfen
- die das sofortige Divestment der bestehenden Investitionen in Expansionisten vorsieht
- im Dialog mit den Unternehmen die Stilllegung der Kohleminen einfordern
- von allen fossilen Unternehmen die Halbierung der CO2-Emissionen bis 2030 fordern
- Transparenz über die Reduktionsziele der fossilen Unternehmen einfordern
- auf Hauptversammlungen Klimapläne einfordern, die mit dem 1,5°-Ziel übereinstimmen und alle anderen Klimaplänen ablehnen, insbesondere solche, die den Ausbau von Kohle-, Öl- und Gasanlagen gestatten
[1] https://www.dws.com/de-de/loesungen/esg/nzam/
[2] https://www.dws.com/de-de/loesungen/esg/esg-engine/ Die ESG-Engine der DWS kann zwar CO2-Daten berücksichtigen, aber die DWS selbst hat kein Fonds-übergreifendes Ausschlusskriterium formuliert.
[3] Expansionisten: Unternehmen, die neue Kohleminen, Kohlekraftwerke, Öl- und Gasfelder, LNG-Terminals und/oder Pipelines planen und (aus-) bauen. Solcherlei Ausbauplänen stehen jedoch im harschen Gegensatz zu der Einhaltung des 1,5°-Ziels von Paris.
[4] Für den DWS Top Dividende gilt: Klassifizierung nach Art. 8 der Offenlegungsverordnung; Ausschluss von Unternehmen, die mehr als 25% ihres Umsatzes aus dem „Abbau von Kohle und Kohle-basierte Energiegewinnung“ generieren. https://www.dws.de/aktienfonds/de0009848119-dws-top-dividende-ld/ , s. Verkaufsprospekt August 2022
[5] „German Asset Management and Fossil Fuel Expansion“: Bericht von urgewald, Reclaim Finance und Greenpeace Deutschland vom Oktober 2022: https://www.greenpeace.de/publikationen/german-asset-management-industry-and-fossil-fuel-expansion-0?utm_campaign=money-for-change&utm_source=20221020-finanzwende-report1-pe-en&utm_medium=email
[6] Z.B. https://www.morningstar.de/de/news/222905/die-dws-und-das-greenwashing.aspx
[7] https://www.dws.de/informieren/nachhaltige-geldanlage/