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Fonds im Fokus: (2) MSCI World-ETFs [Teil 1]

Bild: © Eigenes Bild

In unserer Rubrik „Fonds im Fokus“ möchten wir regelmäßig einzelne Fonds aus unserer Datenbank etwas genauer unter die Lupe nehmen. Diese wählen wir anhand von Kriterien wie allgemeiner Beliebtheit oder Besonderheiten beim Fondsvolumen oder der Anlagestrategie aus.

Im diesmaligen Fokus stehen börsengehandelte Indexfonds (ETFs), die den als einen der bedeutendsten Aktienindizes weltweit geltenden MSCI World nachbilden. Durch die Nachbildung von dessen breiter Diversifizierung (Risikostreuung) sollen Kursschwankungen ausgeglichen werden, weshalb entsprechende Fonds häufig als Basisinvestment empfohlen werden. In Teil 1 werden allgemeine MSCI World-ETFs beschrieben, in Teil 2 folgen als „nachhaltig“ vermarktete MSCI World-ETFs.

Der Index

Der MSCI World-Index spiegelt die Wertentwicklung von 1.646 Unternehmen aus 23 Industrieländern wider. Der Index enthält Unternehmen von mittlerer (ab 1,4 Mrd. USD) und hoher (ab 10 Mrd. USD) Marktkapitalisierung (Börsenwert) und deckt insgesamt etwa 85% der Marktkapitalisierung dieser 23 Länder ab. Also befinden sich die nach Börsenwert größten Unternehmen dieser Länder in diesem Index. Die Gewichtung der im Index enthaltenen Unternehmen richtet sich nach deren Marktkapitalisierung. Daraus ergibt sich ein starker regionaler Fokus auf amerikanische Unternehmen (63%) sowie ein Schwerpunkt auf die Branchen IT & Communication Services (25,8%) und Finanzdienstleistungen (15,7%).

MSCI World-ETFs

Generell bilden ETFs einen Index nach. Sie sind also passiv gemanagt, Fondsmanager nehmen keine aktive Auswahl an Unternehmen vor, sondern wählen die Unternehmen anhand des Indexes aus. Die konkrete Abbildung des MSCI World-Indexes kann aber je nach Ausrichtung und Art des ETFs variieren. So kann ein ETF lediglich einzelne Branchen wie z.B. Rohstoff-/Energieunternehmen (Xtrackers MSCI World Energy ETF) oder Konsumgüter (Xtrackers MSCI World Consumer Staples ETF) nachbilden. Bezüglich der Art eines ETFs unterscheidet man außerdem zwischen physisch replizierend und synthetisch replizierend. Physisch replizierend bedeutet, dass entsprechend der Zusammensetzung des MSCI World-Indexes Aktien gekauft werden. Da die Anzahl an Aktien des MSCI World mit 1.646 Unternehmen jedoch sehr hoch ist, kann auch eine Teilabbildung, bei der repräsentative Titel mit einem hohen statistischen Zusammenhang (Korrelation) zum Index, z.B. im Hinblick auf die Wertentwicklung, ausgewählt werden, durchgeführt werden. Synthetisch replizierende ETFs dagegen bilden die Wertentwicklung des Indexes nicht originalgetreu, sondern über Derivate (z.B. ein Tauschgeschäft mit einer Bank = „Swap“) ab. Somit befinden sich in synthetischen MSCI World-ETFs Titel von Unternehmen, die gar nicht im ursprünglichen Index enthalten sind.

Dadurch kommt es zu unterschiedlichen Zusammensetzungen in den Portfolios der ETFs, obwohl alle denselben Index abbilden. Folglich können sich auch die Belastungen mit kontroversen Unternehmen unterscheiden, auch wenn die Unterschiede der in unserer Datenbank enthaltenen ETFs gering ausfallen:

Name KVG / Volumen Art Höhe kontroverser Beteiligungen ESG-Kontroversen
Xtrackers MSCI World Swap UCITS ETF 1C DWS /

2.997 Mio. €

Synthetisch 22,94%

(202 kontroverse Titel)

Rüstung: 2,63%

Menschenrechte: 7,84%

Klimawandel: 11,61%

Xtrackers MSCI World UCITS ETF DWS /

4.996 Mio. €

Physisch 22,75%

(201 kontroverse Titel)

Rüstung: 2,63%

Menschenrechte: 7,69%

Klimawandel: 11,67%

Deka MSCI World UCITS ETF Deka /

296 Mio. €

Physisch 22,21 %

(199 kontroverse Titel)

Rüstung: 2,05 %

Menschenrechte: 7,74%

Klimawandel: 11,71%

In den Portfolios findet sich eine Vielzahl von uns als kontrovers eingestufte Unternehmen. Darunter sind einige der laut SIPRI größten Rüstungsunternehmen der Welt, die auch Waffen in Kriegsgebiete exportieren wie z.B. BAE Systems plc, Boeing Co., oder Leonardo – Finmeccanica SpA. Darüber hinaus investieren die Xtrackers MSCI World ETFs in die Rüstungskonzerne,  Lockheed Martin, Raytheon Co., General Dynamics und Textron Inc. Diese Investments sind aus unserer Perspektive äußerst kritisch zu sehen. Zum Beispiel wurde Textron wegen der Produktion von Streumunition vom Norwegischen Pensionsfonds ausgeschlossen. Die sensorgesteuerten CBU-97 und CBU-105 Raketen mit den BLU-108 Submunitionen, die Textron herstellt, seien nach dem Übereinkommen zu Streumunition von 2008 als Streumunition zu klassifizieren. Diese Waffen wurden laut Human Rights Watch 2015 in Jemen von der saudi-arabischen Koalition eingesetzt.

Weiterhin befinden sich Mineralölkonzerne, die maßgeblich für den Klimawandel verantwortlich sind, in den Portfolios: ExxonMobil ist laut Carbon Disclosure Project (CDP) mit über 17,7 GtCO2e für 2,0% der globalen Emissionen verantwortlich und damit der fünftgrößte Emittent weltweit., Total S.A. ist mit 8,5 GtCO2e ( 0,9%) auf Platz 19 der weltweit größten Emittenten. Diese beiden Unternehmen stellt nur eine kleine Auswahl dar. Außerdem enthalten: Unternehmen, die einen bedeutenden Anteil ihrer Einnahmen aus Kohleverbrennung generieren, wie bspw. Evergy Inc. Die Produktion von Kohle zur Stromgewinnung trägt wegen der damit verbundenen CO2-Emissionen massiv zum Klimawandel bei. Laut dem IPCC-Bericht 2018 muss die Kohleverstromung bis 2030 um 78% sinken, wenn die globale Erwärmung um 1,5°C begrenzt werden soll.  Die Liste an kontroversen Unternehmen ist für den Bereich  Menschen- und Arbeitsrechtsverletzung (wie z.B. G4S Plc) fortsetzbar.

Fazit: Investitionen in ETFs, die den MSCI World Index ungefiltert nachbilden, bedeuten unweigerlich die Teilhabe an kontroversen Unternehmen. Durch die Beteiligungen an den größten Unternehmen nach Börsenwert weltweit kann zwar eine Risikoreduktion durch eine breite Diversifizierung erreicht werden. Allerdings sollten unseres Erachtens Investoren ESG-Kriterien berücksichtigen, da diese neben Schaden an Mensch und Natur auch zu finanziellen Risiken werden können. Aus einer Nachhaltigkeitsperspektive sind ETFs, die den MSCI World-Index nachbilden, also äußerst problematisch.

Eine Alternative für InvestorInnen, die für ihre Investments soziale und ökologische Mindeststandards fordern, wird mit „nachhaltigen“ MSCI World-ETFs versprochen. Diese finden sich in Empfehlungen zu nachhaltigen Geldanlagen wieder, weshalb sich ein genauerer Blick in das Portfolio lohnt! Dieser folgt in Teil 2.

 

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