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Fonds im Fokus: (1) DWS Top Dividende LD

Bild: © Eigenes Bild

In unserer neuen Rubrik “Fonds im Fokus“ möchten wir regelmäßig einzelne Fonds aus unserer Datenbank etwas genauer unter die Lupe nehmen. Diese wählen wir anhand von Kriterien wie allgemeiner Beliebtheit oder Besonderheiten beim Fondsvolumen oder der Anlagestrategie aus.

Unser Fonds im Fokus Nr. 1 ist einer der beliebtesten bei deutschen Anlegern: DWS Top Dividende LD (DE0009848119). Zum einen findet er sich stets auf den obersten Rängen bei Suchanfragen.  Zum anderen ist er mit einem Volumen von 18,373 Milliarden Euro (13.12.2019) einer der größten Publikumsfonds einer deutschen Kapitalanlagegesellschaft (KAG).

Der Fonds DWS Top Dividende LD lockt Investoren mit dem Versprechen einer sicheren Rendite, indem in konservative Aktien mit Chancen auf Wertzuwachs investiert wird und gleichzeitig Ausschüttungen von Anteilen an Gewinnen der investierten Unternehmen (Dividenden) getätigt werden. Anleger profitieren also von einer regelmäßigen Auszahlung aus dem Fonds, die seit Auflage des Fonds 3,4 % p.a. betrug. Die Wertzuwächse der Aktieninvestments beliefen sich in den letzten 3 Jahren zwar „nur“ auf 7,51% (13.12.2019), doch wurde dieses Jahr eine Rekorddividende von 3,60 EUR pro Anteilsschein ausgeschüttet. Bei gesamten laufenden Kosten des Fonds von 1,519% p.a. erwarten Anlegern also stetige Rendite.

Doch zu welchem (gesellschaftlichen) Preis kommt diese Rendite?

Der DWS Top Dividende ist kein Nachhaltigkeitsfonds. Er hat keine sozialen oder ökologischen Kriterien formuliert. Bei der Auswahl der Unternehmen, in die der Fonds investiert, setzt der Fondsmanager auf Werte, „die eine höhere Dividendenrendite [Anm.: ausgeschüttete Dividende / aktueller Börsenkurs] als der Marktdurchschnitt erwarten lassen“. Dieses Auswahlkriterium führt dazu, dass in multinationale Konzerne mit einer hohen Marktkapitalisierung aus verschiedenen Branchen gesetzt wird.

Unsere faire-fonds.info Analyse zeigt, dass diese Anlagepolitik zu kritischen Beteiligungen führt: 27,71% des Fondsvolumens sind in Papiere kontroverser Unternehmen investiert (Stand 13.12.2019).

Zum 31.03.2019 (Portfolio-Datum Lipper for Investment Management) befanden sich Unternehmen, die Menschen- und Arbeitsrechte nicht ausreichend achten, Umweltzerstörungen und die Verschärfung des Klimawandels zu verantworten haben sowie Rüstungsunternehmen in dem Portfolio.

So ist der Fonds beispielsweise am weltweit drittgrößten Rüstungskonzern Raytheon mit 600.000 Aktien oder 96,8 Mio. EUR und am viertgrößten Rüstungskonzern BAE Systems mit 25 Millionen Aktien oder 138,3 Mio. EUR) beteiligt (beide Stand 31.03.2019).

Raytheon wurden zeitweise vom Norwegischen Pensionsfonds wegen der Herstellung von Streumunition ausgeschlossen, BAE Systems nach wie vor wegen der Produktion relevanter Bestandteile von Atomwaffen.

Beide exportieren Waffen in Länder der MENA-Region, die ein hohes Maß an Instabilität, Armut, Unterdrückung der Zivilbevölkerung und bewaffneten Konflikten aufweisen – darunter Irak, Saudi-Arabien und Bahrain. Durch solche Exporte wurden Waffen von BAE Systems (Kampfflugzeug Hawk-100, gepanzerte Transporter) und Raytheon (Präzisionsraketen, Panzer, gepanzerte Fahrzeuge, Lenkbomben) im Jemen-Krieg eingesetzt.

Weitere von uns als kritisch beurteilte Unternehmen sind die Tabakkonzerne Philip Morris International, British American Tobacco und Imperial Brands (Arbeits- und Menschenrechte) sowie die Mineralölkonzerne Royal Dutch Shell (neuntgrößter CO2-Emittent weltweit; 1,7% der globalen Emissionen), Total (19.größter CO2-Emittent weltweit; 0,9% der globalen Emissionen) und BHP Group (20.größter CO2-Emittent weltweit; 0,9% der globalen Emissionen), die mit ihren Treibhausgasemissionen (Anteile in Klammern) maßgeblich den Klimawandel vorangetrieben haben.

Auch Chevron befindet sich im Portfolio (3 Mio. Aktien oder 329 Mio. EUR – Stand 31.03.2019). Das Unternehmen lehnt die Verantwortung für die Verseuchung des Amazonasgebiets in Ecuador mit Rohöl durch sein Vorgängerunternehmen Texaco ab und streitet sich seit Jahren mit Ecuador um die Säuberung des Regenwalds. Auch vor diesem Hintergrund ist Ecuador eines der Länder, die sich auf internationaler Ebene für einen völkerrechtlichen Vertrag zu Unternehmenshaftung einsetzen.

Fazit: Der Fonds DWS Top Dividende LD hat sich nicht zum Ziel gesetzt, ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) bei der Auswahl der Unternehmen mit einzubeziehen. Allerdings sollten sich Anleger die Frage erlauben, ob sie wirklich Rendite erzielen wollen, indem sie indirekt in Unternehmen investieren, die Waffen an Länder exportieren, die diese in einem katastrophalen und völkerrechtswidrigen Krieg einsetzen, die den Klimawandel verschärfen oder die problematisch in Bezug auf Arbeits- und Menschenrechten agieren.

 

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